Richtig gute MA-Gespräche sind mehr als wertschätzende Atmosphäre plus eine gute Gesprächsstruktur
Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass richtig gute Mitarbeitergespräche einen Großteil von Führungsproblemen beseitigen könnten.
Warum? Entsteht eine echte menschliche Verbindung in so einem Gespräch, treten nochmal ganz andere Themen und Probleme zu tage. Und mit der richtigen Haltung, exzellenten Fragetechniken und guten Antennen können Führungskräfte und Mitarbeiter gemeinsam so viel mehr erreichen.
Diese Aspekte sind genau diejenigen, die jeder Coach beherrschen muss, um seinen Klienten bei seiner Entwicklung zu unterstützen.
In meiner neusten Podcastfolge habe ich daher mal meine kleinen bislang „geheimen“ Insidertipps geteilt, die ich in meinen Techniken als Coach einsetze.
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Auszug aus dieser Podcast Folge
Wie führe ich ein richtig gutes Mitarbeitergespräch? Ich bin davon überzeugt, dass das mehr ist als eine wertschätzende Atmosphäre und ein guter Gesprächsleitfaden.
Insbesondere aus dem Coaching kann sich hier jeder über Techniken inspirieren lassen, der/die die Qualität der eigenen Mitarbeitergespräche auf die nächste Ebene heben möchte:
- Die Haltung ist entscheidend
Mit welcher Haltung oder Einstellung du als Führungskraft in das Gespräch gehst, ist entscheidend für den Verlauf des Gesprächs. Es lohnt sich, diese innere Einstellung im Vorfeld zu reflektieren.
Bist du offen, neugierig, nicht-wertend und wohlwollend? Vor allem ein möglichst wertfreier Blick schafft Freiräume im Gespräch. Im Coaching sprechen wir hier auch davon, seine eigene Landkarte dem Gegenüber nicht überzustülpen. Der Effekt einer solchen neutralen, eher zurücklehnenden inneren Haltung: der Möglichkeitsraum wird geöffnet. Alles was da ist, kann an die Oberfläche kommen und der Raum für Lösungen auf seiten der Mitarbeiter:In wird größer.
- Pull statt Push
Viele Führungskräfte tun sich schwer mit einem bewusstes, gezielt eingesetztes Verhältnis zwischen Push- und Pull-Elementen im Mitarbeitergespräch und verwenden meiner Erfahrung nach zu viel Push: seine eigene Meinung vertreten, Lösungen anbieten, Anweisungen geben, Erwartungen kommunizieren. Obwohl dies selbstverständlich wichtige Führungsbausteine sind, sollten sie eher später im Gespräch eingesetzt werden.
Um Ideen, Bedürfnisse und intrinsische Motivation zu Tage zu fördern, braucht es den Pull-Still: offene Fragen stellen. Was waren deine persönlichen Erfolge im Job im letzten Jahr? Wo konntest du deine Stärken noch mehr einsetzen? Was ist aktuell besonders schwierig? Wer oder was hat dir geholfen, schwierige Situationen zu meistern? Was ist dir für das nächste Jahr wichtig? Die wenigsten Manager führen nach meiner Erfahrung konsequent mit cleveren offenen Fragen, dabei steckt darin viel Potenzial, um die Eigenverantwortung von Teams zu fördern. Was es dafür aber auch braucht? Die richtige innere Haltung seitens der Führungskraft. Und damit sind wir wieder bei Punkt 1!
- Lass dir Zeit
Dies ist einer meiner Lieblingsmomente im Coaching: Wenn du eine gute Frage stellst als Coach oder als Führungskraft, dann folgt manchmal auch erst mal Stille. Wer ein „Hm, das ist eine gute Frage“ erntet, hat als Gesprächsführender genau die richtige Frage platziert. Gehirne sind am Arbeiten, Prozess kommen in gang, Kreativität kommt ins Fließen. Eine gute Führungskraft lässt hier Zeit zum nachdenken, gibt Raum. Kurzum: ein gutes Gespräch braucht Zeit für Pausen, in denen Inspiration Platz bekommt, um an die Oberfläche zu gelangen.
Der nächste Tipp, auch ganz wichtig für angehende Coaches, und ich habe ihn sehr oft selber gebraucht und brauche ihn immer noch manchmal bei neuen Themen oder Situationen.
- Hör auf zu arbeiten
Wenn du als Führungskraft dazu neigst, selbst zu schnell reinzuspringen und zu helfen, ist dieser Tipp besonders für dich. Oft macht sich diese Haltung auch körperlich bemerkbar: man sitzt vornübergebeugt, der Kopf such fieberhaft nach Lösungen und vielleicht erhöht sich dein Energielevel nach und nach merklich. Der Tango zwischen Führungskraft und Mitarbeiter:In stimmt hierbei nicht mehr. Also: manchmal ist Zurücklehnden angesagt und zwar in jeglicher Hinsicht.
- Check die Betriebstemperatur
Diese Empfehlung ist für Fortgeschrittene, die ein gutes Gespür für die emotionale Energie des Gesprächs haben – im Coaching sprechen wir hier auch von der emotionalen Temperatur: nachhaltige Veränderung und Lernen finden nur statt, wenn Emotionen im Gespräch beteiligt sind, aber auch nicht überkochen. Mit anderen Worten: in der rational kühlen Komfortzone werden wir nicht aktiviert, in die Panikzone sollte dein Gesprächspartner aber auch nicht fallen.
Wie steht es hier um deine Mitarbeitergespräche mit dem Team? Sind diese extrem rational, also eher kühl von der Betriebstemperatur? Dann binde Fragen ein zu Stärken, Leidenschaften, Erfolgen, Misserfolgen und Gefühlen oder teile selbst etwas, dass dich bewegt. Neigen Teammitglieder dazu, sehr stark emotional zu reagieren? Hier empfiehlt es sich, die Herdplatte etwas herunterzudrehen um die optimale Gesprächstemperatur zu erhalten.
Übung macht wie bei so vielem den Meister oder die Meisterin, daher hier der Tipp von der Psychologin: welcher Tipp spricht dich am meisten an? Probiere ihn aus und mach deine eigenen ganz praktischen Erfahrungen damit.